Erklärung von Mumia Abu-Jamal

3. Mai 2001


Ich, MUMIA ABU-JAMAL, erkläre:

1. Ich bin der Antragsteller dieser Eingabe. Falls ich als Zeuge aufgerufen werde, kann und werde ich das Folgende aus eigenem, persönlichem Wissen bezeugen:

2. Ich habe den Polizeibeamten Daniel Faulkner nicht erschossen. Ich hatte mit der Ermordung von Officer Faulkner nichts zu tun. Ich bin unschuldig.

3. Bei meinem Prozess wurde mir das Recht verweigert, mich selbst zu verteidigen, ich hatte kein Vertrauen zu meinem vom Gericht bestellten Pflichtverteidiger, der mich kein einziges Mal fragte, was in der Nacht geschah, in der ich angeschossen und der Polizeibeamte getötet wurde, und ich war mindestens für die Hälfte des Verfahrens von der Teilnahme ausgeschlossen.

4. Da mir während des Verfahrens alle meine Rechte verweigert wurden, habe ich nicht ausgesagt. Ich wollte nicht dazu benutzt werden, das Ganze wie ein faires Verfahren erscheinen zu lassen.

5. Bei dem Wiederaufnahmeverfahren [PCRA] 1995 sagte ich nicht aus auf Anraten meines Anwalts Leonard Weinglass, der mir ausdrücklich sagte, ich solle nicht aussagen.

6. Jetzt habe ich zum ersten Mal die Gelegenheit bekommen zu sagen, was mir in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember 1981 geschehen ist. Folgendes ereignete sich:

7. Als Taxifahrer befuhr ich oft die 13th und die Locust Street, weil es eine beliebte Clubgegend mit viel Fußgängerverkehr war.

8. In der Nacht des 9.12.81 arbeitete ich für United Cab.

9. Ich glaube, ich hatte gerade einen Kunden in West Philly abgesetzt.

10. Ich war gerade dabei, mein Fahrtenbuch auszufüllen, als ich Geschrei hörte.

11. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und sah das Blaulicht eines Polizeiwagens. Das war nichts Ungewöhnliches.

12. Ich füllte weiter mein Fahrtenbuch aus, als ich etwas hörte, das nach Schüssen klang.

13. Ich schaute erneut in meinen Rückspiegel und sah Leute die Locust hinauf und hinunter rennen.

14. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich meinen Bruder, der schwankend und benommen auf der Straße stand.

15. Ich sprang sofort aus dem Auto und rannte auf seine Schreie zu.

16. Als ich die Straße überquerte, sah ich, wie sich ein uniformierter Polizist mit einer Waffe in der Hand zu mir umdrehte, ich sah einen Lichtblitz und fiel auf die Knie nieder.

17. Ich schloss meine Augen, saß ganz still und versuchte zu atmen.

18. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich Tritte und Schläge fühlte und aus einer Benommenheit herausgerissen wurde.

19. Als ich die Augen öffnete, sah ich überall um mich herum Polizisten.

20. Sie brüllten und fluchten, packten mich und zerrten an mir. Ich fühlte mich schwach und kaum fähig, etwas zu sagen.

21. Durch die Polizistenmenge, die um mich herumstand, sah ich meinen Bruder, dem das Blut den Hals hinunterlief, und einen Polizisten, der auf dem Rücken auf dem Gehweg lag.

22. Ich wurde auf die Füße gezerrt, gegen einen Telefonmast gerammt, geschlagen, als ich hinfiel, und in einen Polizeiwagen geworfen.

23. Ich glaube, ich habe geschlafen, bis ich hörte, wie sich die Tür öffnete und ein weißer Polizist in einem weißen Hemd fluchend hereinkam und mich gegen die Stirn schlug.

24. Ich erinnere mich nicht an viel von dem, was er sagte, außer an jede Menge „N----rs“, „schwarze Motherfucker“ und was sonst noch alles.

24. Ich glaube, er ging wieder, und ich schlief. Ich erinnere mich für eine Weile nicht daran, ob sich der Wagen bewegte, und als er es tat, auch eine Zeitlang nicht.

25. Ich wachte auf und hörte den Fahrer über Funk über seinen Gefangenen sprechen.

26. Dem anonymen Krächzen des Funkgeräts entnahm ich, dass ich zur Polizeidienststelle ein paar Häuserblocks entfernt unterwegs war.

27. Dann hörte es sich an wie „I.D.’d als M-1“, der Fahrer wurde angewiesen, zum Jefferson-Hospital zu fahren.

28. Bei der Ankunft wurde ich aus dem Wagen auf den Boden geworfen und geschlagen.

29. Am Eingang zum Jefferson wurde ich erneut geschlagen.

30. Das Blut in meiner Lunge machte das Sprechen schwer und Schreien unmöglich.

31. Ich habe niemals irgendetwas gestanden, weil ich nichts zu gestehen hatte.

32. Ich habe niemals gesagt, ich hätte den Polizisten erschossen. Ich habe den Polizisten nicht erschossen.

33. Ich habe niemals gesagt, ich hoffte er würde sterben. Ich würde so etwas niemals sagen.

Ich erkläre unter den Strafbestimmungen für Meineid nach dem Gesetz der Vereinigten Staaten von Amerika, dass obige Erklärung wahr und korrekt ist und von mir am 3. Mai 2001 in Waynesburg, Pennsylvania, unterzeichnet wurde.

(gezeichnet)

MUMIA ABU-JAMAL